Ein erster kritischer Blick auf Massentierhaltung
Soweit bekannt, werden auf dem Milchgut Bahnitz keine Bioprodukte produziert. Und es darf durchaus die Frage gestellt werden, ob das noch zeitgemäß ist. Zumal in Zeitungsberichten zu lesen ist, dass die Biobranche boomt und die konventionelle Konkurrenz in vielen Bereichen schon überflügelt hat (
Fr. Rdsch., 18.4.2014). Da das Milchgut Bahnitz über mehr als 5.000 Hektar Fläche verfügt (wie man hört), wird es auch die Voraussetzung dafür besitzen, Bioprodukte produzieren zu können, da diese nach der Meinung von Experten aus einem "geschlossenen Betriebskreislauf" heraus produziert werden sollen (das heißt ohne umfangreichen Zukauf von Tierfutter).
Und vor diesem Hintergrund kann vielleicht auch danach gefragt werden, was sich an der Produktion im Milchgut Bahnitz ändern würde, wenn die dort produzierte Milch und das dort produzierte Fleisch das Biosiegel erhalten sollten. Und ob auch dann noch die geplante Erweiterung mit dem Silobau Sinn machen würde. Wie unterschiedlich aber noch unter Bio-Experten die Meinungen und Einschätzungen sind, geht aus den folgenden Ausführungen hervor (
Fr. Rdsch., 18.4.2014):
Am weitesten gehen die Vorschriften der knapp 1500 Demeter-Höfe, wie das Beispiel Milchkuh-Haltung verdeutlicht: Als einziger Verband untersagt Demeter das Entfernen der Hörner, auch genetisch hornlose Rinder sind nicht zugelassen. (...) Bioland, der mit fast 5800 Betrieben größte Verband, empfiehlt überdies die Haltung hornloser Züchtungen. (...) Während die Ökoverordnung Tiertransportwege nicht begrenzt und lediglich den Einsatz von Beruhigungsmitteln und Stromstößen verbietet, gilt bei Demeter eine Entfernung von 200 Kilometern zum Schlachtbetrieb als Höchstgrenze. (...) Lebensmittelexperte Waskow warnt gleichzeitig davor, allein von vorgeschriebenen Standards auf die artgerechte Tierhaltung zu schließen: „Ganz viel hängt vom einzelnen Landwirt ab: Es gibt auch konventionelle Viehbetriebe mit wirklich guten Haltungsbedingungen und umgekehrt Bio-Höfe, die wirklich nur Vorschriften einhalten, ohne dass die Tiere sich dort wohl fühlten.“ Für die artgerechteste Haltung stünden die Neuland-Betriebe. Die aber zählen wegen des konventionellen Futters - gar nicht zur ökologischen Landwirtschaft.
Während es für konventionell gehaltene Milchkühe und Mastbullen keine speziellen Rechtsvorschriften gibt, müssen Bio-Rinder regelmäßigen Auslauf erhalten und dürfen nur in Ausnahmefällen in kleinen Betrieben, in denen Weidegang oder regelmäßiger Auslauf gewährt wird, in Anbindeställen gehalten werden.
Könnte das Milchgut Bahnitz vor solchen Standards bestehen? Soweit auf den ersten Blick übersehbar, treffen die kritischen Betrachtungen der
"Albert-Schweizer-Stiftung für unsere Mitwelt" über
die Massentierhaltung von Milchkühen größtenteils auch auf das Milchgut Bahnitz zu. Der
Wikipedia-Artikel zu "Biosiegel" macht deutlich, worauf es den Experten bei der Milchkuh-Haltung in diesem Zusammenhang ankommt:
Stallfläche 6 qm, Außenfläche 8 qm, maximal 2 Milchkühe pro bewirtschafteten Hektar und Jahr
und zusätzlich auf Demeter-Höfen:
Enthornung ist nicht zulässig, hörnertragende Rassen sind für Milchvieh vorgeschrieben, genetisch hornloses Milchvieh ist nicht erlaubt.
Wir möchten also fragen, ob die derzeitige Entwicklung der Tierhaltung auf dem Milchgut Bahnitz in die richtige Richtung läuft. Ob sie noch dadurch gefördert werden sollte, dass eine Baugenehmigung für Erweiterungen dieser Wirtschaftsweise erteilt werden. Nach diesem kleinen Rundblick in die Literatur neigt man jedenfalls fast dazu, der genannten "Albert Schweizer-Stiftung" zuzustimmen, wenn sie schreibt:
Was können Sie tun? Wenn sie die oben beschriebenen Zustände nicht unterstützen möchten, dann wählen Sie pflanzliche Alternativen zu Milch, Käse, Joghurt, Quark und Butter. Erste Tipps dazu erhalten Sie bei unserer "Vegan Taste Week".
Auf der genannten Internetseite "Vegan Taste Week" werden als "
Alternativen zu Milchprodukten" unter anderem genannt: Hafer-, Reis-, sowie Sojareisgetränke, Sojajogurth, Soja- und Reisschlagcreme, außerdem Margarine und vieles andere. Erstaunlich, was es da alles schon für Alternativen gibt. Es wird Sinn machen, sich das alles noch einmal genauer anzusehen.
Die Vorfahren manches Bahnitzers hatten jeder auf seinem Hof bis 1953 ihre 10 bis 15 Kühe im Stall stehen, von denen jede ihren eigenen Namen hatte. Diese Zeiten sind wohl schon lange vorbei. Aber ist es wirklich nur "Agrarromantik", wenn man das Gefühl hat, dass das in mancherlei Hinsicht bessere Zeiten waren?